Geschichte des Glases

Seit wann es die Glasherstellung gibt, ist nicht genau bekannt. Je nach Quelle wird ein Zeitraum von 5000-6000 Jahren angegeben, sicher ist aber, dass die synthetische

Glasherstellung in Ägypten erfunden wurde. Ausgrabungen in Ägypten belegen, dass Glas bereits 1500 v.Chr. in tönernen Pfannen im offenen Herdfeuer geschmolzen wurde.

Bis zur Erfindung der Glasmacherpfeife (1,20 m lang) durch die Syrer im 1. Jahrhundert v.Chr. wurde das Glas im zähflüssigen Zustand um feste Sand- oder Tonkerne gewickelt und modelliert (Sandkerntechnik).

Die Römer trugen nach der Eroberung Ägyptens entscheidend zur Verbreitung der Glaskunst in Europa bei. Sie ließen die ersten Glashütten in Europa (Italien und Iberische Halbinsel) im 1. Jahrhundert n. Chr. gründen. Nach Deutschland kam die Technik des Glasblasens durch syrische Glasmacher im 2. Jahrhundert n. Chr. (Nähe von Trier).

Mit dem Untergang des Weströmischen Reiches gerieten viele der Glasherstellungstechniken in Vergessenheit. Erst im Mittelalter konnte sich die Glasherstellung in Mitteleuropa wieder etablieren.

 

Die Verarbeitung des Glases in Deutschland:

 

Seit etwa dem 8. Jahrhundert n. Chr. besaßen die Kirchen ein Monopol bei der Herstellung von Glas, da sie gleichzeitig auch Hauptabnehmer waren. Hauptsächlich verwendeten sie es zum Bau der riesigen Kirchenfenster.

Im 13. Jahrhundert übernahm das Geldbürgertum die Führung im Wirtschaftsleben, und da die Klöster die Nachfrage an Glas nicht mehr decken konnten, entstanden die ersten Waldglashütten in „privater“ Hand.

Der Wald als Standort der Produktionsstätten hatte verschiedene Gründe:

 

1.     Das Gewerbe durfte wegen der akuten Feuergefahr nicht in den Städten betrieben werden.

2.      Der Wald stellte die Existenzgrundlage der Glashütten dar. Hier fanden sie alle zur Produktion notwendigen Rohstoffe:

–          –          Wasser

–          –          Holz zum Feuern und zur Herstellung von Pottasche

–          –          Ton für die Öfen und Schmelzhäfen

–          –          Kalkstein

 

Bei Pottasche handelt es sich um ein Kaliumsalz (K2CO2) welches als Flussmittel dient. Durch diesen Zusatz werden die Schmelztemperaturen von Kalk (2500°C) und Quarzsand (1800°C) gesenkt. Somit kann die Glasschmelze bei ca. 1500°C erfolgen. Im 18. Jahrhundert wurde die Pottasche durch das chemisch hergestellte Soda (Natriumsalz: Na2Co3) ersetzt.

Der Kalk dient als Stabilisator, um die Festigkeit des Glases zu erhöhen. Es kann aber auch Dolomit- oder Basaltgestein anstelle des Kalks verwendet werden.

Urkundlich belegt sind Waldglashütten in Hessen erstmals im Jahre 1443 im Reinhardswald. Sie waren autarke Wohn- und Produktionsstätten. Typischerweise gab es:

 

–          –          das Hauptgebäude mit einem oder mehreren Öfen

–          –          Wohn- und Schlafhäuser für den Meister und dessen Gesellen

–          –          einen Stall für das Vieh, meist waren das Zugochsen für das Holz

–          –          einen Schuppen für Gerätschaften, Wagen, Material, Glasware etc.

 

Sofern der Glasmacher nicht mit der ganzen Familie dort wohnte, hatte er einen festen Wohnsitz in einem der umliegenden Dörfer.

Die Hüttengebäude waren in leichter Holzbauweise gefertigt. Dies ergab sich daraus, dass die Produktionsstätte in waldreichere Gebiet verlegt wurde, wenn alles Holz um sie herum verbraucht war. Aus diesem Grund wurden sie auch „Wanderhütten“ genannt.

Die Glashütten konnten sich in Hessen besonders gut etablieren, da hier die Verfügbarkeit der nötigen Rohstoffe in ausreichender Menge vorhanden war. Neben den großen, ungenutzten Waldgebieten gab es auch Hafentone und Glassande in guter Qualität.

Ein weiterer Faktor war die unmittelbare Nähe zu den von Schiffen befahrbaren Flüssen Werra, Fulda und Weser. Damit hatte das hessische Glas ein sehr großes Absatzgebiet.

Die Waldglashütten stellten Trinkgläser ,Krautstrunk, Kuttrolf, Ringel- und Warzenbecher, Daumengläser, Flaschen, Fensterglas, Labor- und Apothekengläser her. Die typische Farbe des Waldglases war grün, dieser Farbton ergibt sich aus dem hohen Eisengehalt des Glases.

Die zum entfärben notwendigen Glasmacherseifen hätten aus anderen Gegenden importiert werden müssen, was den Preis des Produktes in die Höhe getrieben hätte.

Bis ins 16. Jahrhundert wurde die heimische Glasherstellung vom hessischen Landgrafen gerne unterstützt, denn sie zahlten ihm Hütten- und Forstgelder.

Ende des 16. Jahrhunderts waren die vielen Waldglashütten jedoch eine erhöhte Gefahr für die Natur. Nach heutigen Schätzungen verbrachte eine Hütte ca. 800 Klafter Holz (pro Jahr), was 2720 Festmeter Holz entspräche (1 Festmeter = 1m3).

Um seinen Wildbestand zu wahren, ließ der Landgraf einige Hütten schließen. Zudem bevorzugte er die Eisenhämmer bei der Holzversorgung.

Um 1590 wurden außerhalb von Hessen auch gute Hafentone und Glassande gefunden, zu dieser Zeit begann auch der Zerfall des „hessischen Gläsnerbundes“, der bis dahin Produktionsleistungen und Arbeitstage streng vorgeschrieben hatte, so durften z.B. Glashütten neben dem Sonntag auch montags nicht arbeiten.

Es sollte so vermieden werden, dass die Öfen über den ganzen Sonntag befeuert wurden.

Mit dem Zerfall des Bundes und der Schließung von Glashütten wanderten viele hessische Glasmacher in andere Gebiete Deutschlands ab. So entstanden auf ehemals hessischen Absatzmärkten Konkurrenzglashütten. Die Folge waren Überkapazität und Absatzschwierigkeiten der hessischen Gläsner ab ca. 1600.

Das Ende der Waldglashüttenzeit kam schließlich im 18. Jahrhundert.

Nicht nur dass der 30- jährige Krieg die Hütten und Siedlungen verwüstete, es verschwand auch die Kaufkraft der Bürger.

 

Letztendlich war auch die Siedlungsweise und Wirtschaftlichkeit der Waldglashütten überholt. Mit der Möglichkeit das chemisch hergestellte Soda als Flussmittel zu verwenden, war die aufwändige und somit teure Pottasche für die Glasherstellung nicht mehr tragbar.

 

Die Erfindung des Eisenrostes ermöglichte außerdem den Einsatz von Kohle als Brennmaterial. So entstanden schließlich die ersten „Glasfabriken“ und verdrängten die Waldglashütten.

 

Die Glasschmelze:

 

Die Abschnitte bei der Glasschmelze sind bei kleineren Hütten heute noch genauso gültig wie im Mittelalter.

1.     Gemenge herstellen und gut vermischen (eventuell Altglas hinzugeben).

2.      Das Gemenge im Hafen in den Ofen einbringen und schmelzen

3.    Während der Schmelze wird das flüssige Gemisch mehrfach „geläutert“, d.h. ein mit Wasser getränkter Holzscheit wird in die Schmelze gestoßen. Der dabei entstehende Wasserdampf „reißt“ die sich im flüssigen Glas befindlichen Luftbläschen nach oben. Durch diese Technik erhält amn Blasenfreies Glas.

4.     Ist die Schmelze abgeschlossen, wird das Glas auf Arbeitstemperatur abgekühlt, bis es zähflüssig wird.

 

Die Glasverarbeitung:

 

Um Hohlglas herzustellen, war bis ins das 19 Jahrhundert hinein das effektivste Verfahren das Glasblasen.

Dabei bildet die eingeblasene Luft den Hohlraum. War die gewünschte Form erreicht, wurde das Gebilde von der Glasmacherpfeife abgeschnitten. Die eine Seite wurde geöffnet, auf die andere eine Ständer modelliert.

 

Erst durch die Erfindung der mechanischen Glaspresse in England Anfang des 19. Jahrhunderts wurde die Gebrauchtglasherstellung mit der Glaspfeife nach und nach verdrängt. Dennoch wird diese Verfahrenstechnik auch heute noch praktiziert, so z. B. bei der Herstellung von Spezialgläsern für die Pharmazie und Chemie, für Glasliebhaber und im Kunstglasgewerbe.

 

Bei der Flachglasherstellung oder auch Tafelglas gab es verschiedene Techniken.

 

Die älteste ist wohl die Gusstechnik, bei der das flüssige Glas in eine Form gegossen wurde. Dabei entsteht jedoch eine rauhe Seite, die das Glas völlig blind macht. Später korrigierte man dies, indem man diese Seite erst abschliff und dann polierte.

 

Bei der Mondglasherstellung wurde eine Glaskugel im zähflüssigen Zustand platt gedrückt und an bereits fertige Stücke angebracht.

 

Bei der Zylinderblastechnik wurde zuerst das Glas zu einem Zylinder geblasen, dann an beiden Enden geöffnet und schließlich der Länge nach aufgetrennt. Wenn man nun das Glas flach walzte, erhielt man ein Rechteck. Bei diesem Verfahren erreicht man jedoch keine Gleichmäßigkeit in der Glasstärke, weswegen die Lichtbrechung der Scheibe unterschiedlich stark ist.

 

Mit dem Verschwinden der Waldglashütten in Hessen verschwand aber nicht die Glasherstellung, denn Rohstoffe und Nachfrage waren auch weiterhin vorhanden. Unter anderem gründeten die Unternehmer Prinzhausen und Stender 1809 eine Glashütte in Ziegenhagen.

 

Vom Ausmaß und der Produktionsleistung waren sie bereits eine Glasfabrik, die Rohstoffe zur Herstellung wurden bis 1885 aus der unmittelbaren Umgebung bezogen. So wurden die Öfen noch immer mit Holz befeuert.

Da der Hauptrohstoff Holz war, lag auch die Hütte mitten im Wald.

Doch es wurde klar, dass eine andere Rohstoffverwendung nötig war, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Kohle und Soda waren für einen weiteren Betrieb notwendig. Diese Rohstoffe mussten allerdings von weiter her herangeschafft werden und der Transport mit Pferdewagen war aufwändig, langwierig und teuer.

Damit fiel im Jahre 1899 die Entscheidung den Hüttenstandort nach Immenhausen zu verlegen, da dieser Ort einen Gleisanschluss hatte. Der Standortwechsel hatte neben dem günstigen Antransport von Rohstoffen aber noch weitere Vorteile. Der Eisenbahnversand der Glasware war nicht nur sicher, auch das Absatzgebiet vergrößerte sich dadurch. Durch die Stadtnähe konnten zudem auch noch mehr Arbeitskräfte gewonnen werden.

(Quelle:Glasfiebel)